Am 09. November gedenken rund 100 Brandenburger Bürger:innen an das grausame Geschehen der Pogromnacht 1938. In der Stadt Brandenburg brannte die Synagoge in der Großen Münzenstraße. Menschen jüdischen Glaubens, Junge, Alte, Frauen, Männer, Kinder wurden Opfer von Gewalt, Terror und Mord. Die Erinnerungen an diese Grausamkeiten mahnen und schreien: „Nie wieder Antisemitismus. Nie wieder ist jetzt!“, sprich Pfarrer Jens Meiburg in die Dunkelheit. An die Wand fällt der Schatten des Davidsterns, wo einst die Synagoge stand.
Der Schock über die jüngsten Ereignisse am 7. Oktober 2023, als die Hamas auf das brutalste Israel überfällt, ist allen vor Augen und verbindet sich mit dem Geschehen von 1938. Trauer legt sich über die Taten von damals und heute. „Wir wollen heute Kraft schöpfen für das NIE WIEDER“ so Meiburg.
Erinnern heißt nicht feiern, vielmehr Innehalten. Innehalten um der Ohnmacht und Hilflosigkeit etwas entgegenzusetzen. „Was kann ich einbringen, was von Bedeutung ist? Wie kommen wir hier heraus?“, fragt Pastor Thilo Maußer (Baptisten Brandenburg). Er holt ein Beispiel aus dem Fußball hervor: „Wichtig ist auf`m Platz. Da wird nachher alles entschieden“ und bricht es herunter auf das heutige Gedenken. Wach sein und handeln gegen Antisemitismus, wenn es dran ist und gilt. Auch gegen Rassismus, Diskriminierung aller Art. Maußer lädt ein, mitzumachen, sich für Solidarität und Menschlichkeit einzusetzen. Mit einem biblischen Wort aus dem 1. Testament aus Micha 6, 8 richtet er sich an die Besuchenden der Gedenkandacht: „Es ist Dir gesagt Mensch, was gut ist und der Herr von Dir fordert: Nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben“. Manch einer oder eine stolpert vielleicht über die rund 2.800 Jahre alten Worten, aber was sichtbar wird, wenn sich solidarisches Handeln vollzieht und Gerechtigkeit durchsetzt, könnte ein Stückchen von Gottes Liebe sein“. Maußer unterstreicht: „Wichtig ist auf´m Platz!“
Der Rabiner der jüdischen Gemeinde in Potsdam, erinnert daran, wie sich nach 1945 die westliche Welt immer mehr zu demokratischem Handel und Denken entwickelt hat. Neben den 1.200 ermordeten Menschen vom 7. Oktober verdunkelt sich die Welt. Er fordert auf, selbst Licht zu werden. Licht, das den Hass und die Gewalt zurückdrängt. Beim Entzünden der Kerzen am Gedenkort bleibt die Schwere, aber es leuchtet ein Hoffnungsschimmer in mitten der Dunkelheit.