Verzicht auf Licht

In der Bibel wird berichtet, dass Jesus vierzig Tage in der Wüste gefastet hat. Daraus hat sich die christliche Tradition entwickelt, von Aschermittwoch bis Ostern vierzig Tage lang Verzicht zu üben in Erinnerung an die Leidenszeit Jesu Christi. Manch einer nutzt heutzutage die Gelegenheit, in der Fastenzeit auf Fleisch oder auf Süßigkeiten oder auf anderen Luxus zu verzichten. Das fällt nicht leicht, wenn man es anders gewöhnt ist. Aber genau darum geht es. Aus Gewohnheiten auszubrechen. Dabei neue Erfahrungen zu sammeln. Alternativen zu unserem üblichen Lebensstil zu erproben. Das Verzichten kostet Überwindung und braucht Durchhaltewillen. Doch die Erfahrung lehrt, mit Verzicht lässt sich Neues entdecken. Wenn man etwas weglässt, wird man oft reicher an Erfahrungen. Noch ist Zeit bis Ostern. Was könnten Sie in den verbleibenden Wochen entbehren?

Die evangelischen Kirchen der Stadt möchten ein sichtbares Zeichen für den Verzicht in der Fastenzeit setzen. Die Kirchen werden sonst abends angestrahlt. Es sieht schön aus, aber ist im Grunde verzichtbar. Die St. Gotthardtkirche, die St. Katharinenkirche, der Dom St. Peter und Paul sowie die Kirchen Schmerzke und Wust verzichten bis Ostern bewusst auf diese nächtliche Beleuchtung. Die Kirchen bleiben dunkel. Wir üben einerseits Solidarität mit den Menschen, die wegen der Kriege im Dunkeln leben müssen und kein Licht und oft auch keine Wärme haben. Wir verzichten außerdem auf die Energie, weil unsere Schöpfung durch den hohen Verbrauch unserer Ressourcen bedroht ist. Viele Menschen haben längst begonnen, Energie zu sparen. Besonders seitdem der Strom, Gas und Öl mit dem Krieg in der Ukraine deutlich teurer geworden sind. Aber immer noch verbrauchen wir viel mehr Rohstoffe, als wir es uns eigentlich leisten könnten. Denn alle fossilen Rohstoffe sind in unserer Welt begrenzt. Wir müssen mit ihnen klug und nachhaltig haushalten, wenn wir unser Überleben auch für die kommenden Generationen, für unsere Kinder und Enkel sichern wollen. Darauf Rücksicht zu nehmen, ist doch ein gutes Vorhaben für die Fastenzeit und vielleicht auch darüber hinaus. Lassen Sie sich ermutigen, Verzicht zu üben und dabei Neues zu entdecken. Tun damit sich und anderen etwas Gutes.      

Philipp Mosch ist Pfarrer in der St. Gotthardt- und Christuskirchengemeinde Brandenburg an der Havel | Beitrag erschien am 02. März 2024 in der MAZ unter Blickpunkt Kirche | Rückmeldungen an den Autor gerne per E-Mail an mosch.philipp@ekmb.de

Veröffentlicht am: