Männerarbeit

Evangelische Männerarbeit bietet die Möglichkeit für Männer, gemeinsam über ihren Glauben nachzudenken, ihre männlich geprägte Frömmigkeit zu entfalten und Lebensperspektiven zu entwickeln, in denen der Glaube eine zentrale Rolle spielt. Auch die Frage nach der Rolle und der Rollenveränderung der Männer ist dabei bedeutsam.

Die Bilder vom Mannsein sind heute mehr in Bewegung als jemals zuvor. In den unterschiedlichsten Lebensbereichen bekommt das jeder Mann (und schon jeder Junge) zu spüren. Das stellt Männer vor Fragen: in ihrer persönlichen Identität und in ihrem sozialen Verhalten. Auf der einen Seite lösen sich uralte Muster immer mehr auf - bis hin zur Idee, dass es ganz egal ist, ob ein Mensch Mann oder Frau ist - gleichzeitig gibt es eine Gegenbewegung, die fordert, wieder zu echt "männlichen" Werten zurückzukehren. Inzwischen sind Fragen von Männlichkeit und dem Verhältnis der Geschlechter ein Dauerbrenner in allen großen Medien. Niemand kommt ohne Rollenbilder aus. Ich selbst, Freundinnen, Ehefrauen, Partner, meine Eltern, meine Kinder, "die Gesellschaft" - alle erwarten etwas von mir als "Mann". Ob ich gut hineinpasse, ob mir diese Vorstellungen entsprechen oder ob ich mich dagegen sperre, das beeinflusst mein Selbstbewusstsein, mein Gefühl für Identität. Das möglichst gerechte Zusammenleben der Geschlechter stellt uns vor Herausforderungen. Wie ist mit all dem umzugehen? Die Männerarbeit der EKD versucht, Männer auf der Suche nach Antworten zu begleiten. Evangelische Männerarbeit gibt es nicht erst seit Männer nach einem neuen Selbstverständnis suchen, nicht erst seit Männer durch die neuere Frauenbewegung hinterfragt werden. Die Männerarbeit der EKD wurde 1946 gegründet. Sie geht zurück auf Vereine und soziale Bewegungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Krieg versuchte sie, die Fragen und Hoffnungen vieler sich neu orientierenden Männer aufzufangen, später engagierte sie sich stark in Fragen der Berufswelt und der öffentlichen Verantwortung, da dort der Platz der Männer gesehen wurde. Heute geht es darum, individuell-persönliche und gesellschaftliche Fragen aus einem Blickwinkel zu betrachten, die die Interessen von Männern in besonderer Weise berücksichtigen. Innerhalb der evangelischen Kirche sind Männer in vielen Bereichen unterrepräsentiert. Bildungsveranstaltungen und Beratungsangebote werden zu ca. drei Vierteln von Frauen wahrgenommen. Ähnlich sieht es im ehrenamtlichen Engagement in Kirchengemeinden und beim Besuch der regulären Gottesdienste aus. Glaube, zumal kirchlicher, gilt nach wie vor als Frauensache. Es gibt daher das Schlagwort von der "männergeleiteten Frauenkirche". Es gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Männerarbeit, die Gründe für diese Situation aufzudecken und dafür zu sorgen, dass Männer in der Kirche das finden, was sie brauchen, um eine Beziehung auf Augenhöhe zu pflegen. Die Männerarbeit der EKD richtet sich auf die Interessen und Situationen von Männern aus. Sie tut das auf der Grundlage des christlichen Glaubens: der Verheißung der Freiheit und der Gerechtigkeit durch Jesus Christus. Die Chancen dieses Glaubens möchte sie im Leben von Männern lebendig werden lassen. Insofern richtet sie kritische Fragen an das Selbstverständnis von Männern und die Formen von Männlichkeit(en) in unserer Gesellschaft und deren Auswirkungen. Zugleich transportiert sie die kritischen Anfragen von Männern in die Kirche hinein, gerade auch von denen, die ihr fern stehen.